Montag, 20. August 2012

Einhand nach Skagen - Teil 1 - Ditzum bis Langeoog

Der Start

Am 18. Mai 2012 war es endlich soweit. Um 11.45 Uhr, bei Hochwasser,  legte ich in meinem Heimathafen Ditzum ab und es begann mein Einhand-Segeltörn mit meinem Segelboot Finja nach Skagen.  Meine Frau Renate stand am Steg und winkte mir lange nach, dies war ein Abschied für mehrere Wochen.
Der Himmel zeigte einige Wolken, der Wind kam aus SW mit Stärke 3-4 und ich konnte sofort nach verlassen des Hafens die Genua setzten. Mit achterlichem Wind und zusätzlichem "Schiebestrom" ging es flott die Ems abwärts. Schnell war die Hafeneinfahrt von Emden erreicht. Hier lagen, wie immer,  große Autotransporter und schluckten jede Menge PKW durch ihre riesigen Ladeklappen, um sie nach Übersee zu bringen.
Autotransporter in Emden
 Im Bereich des Geise-Leitdamms, eines bei Flut überspülten Steindammes, hielt ich mich südlich außerhalb des Fahrwassers, zwischen Fahrwassertonnen und Untiefentonnen, und damit gut von der Berufsschifffahrt frei. Die Berufsschifffahrt ist hier mitunter recht rege, neben besagten Autotransportern, diversen Frachtern, Fähren und Binnenschiffen gibt es hier immer wieder Schwimmbagger. Diese Schwimmbagger halten die Fahrrinne für die großen Schiffe der Meyer-Werft tief.
Der handige Wind schob mich weiter über den Dollart, in den Hafenkanal von Delfzijl, bis zum Schleusenkomplex. Hier rollte ich die Genua ein und fuhr unter Maschine das kurze Stück zum Yachthafen Neptunus. Beim Einfahren in die Box kam starker Seitenwind und Finja drohte sich in der Box quer zu legen. Hilfreiche Hände von Nachbar-Steg verhinderten das glücklicherweise.
Um 14.45 Uhr war Finja fest. Ich nutzte den Nachmittag für einen Bummel durch Delfzijl und kaufte noch restlichen Proviant ein, denn die Geschäfte befinden sich nicht weit vom Hafen. Der Abend klang dann mit einer Super-Pizza "Frutti di Mare" und etwas Chianti in der "Palme", meiner Lieblings-Pizzeria hier in Delfzijl, aus.


Von Delfzijl nach Borkum

Samstag, 19. Mai. Das Wochenende beginnt und gestern Abend füllte sich der Hafen schon. Heute lasse ich es langsam angehen, denn ich kann erst um 11.30 Uhr, ca. 2 Stunden vor Hochwasser los.
Als ich dann abgelegt habe, kalibriere ich zuerst den Pinnenpilot durch fahren im Kreis. Das geht im ruhigen Hafenbecken besser als auf der Ems. Nach wenigen Minuten ist ein wichtiger Helfer an Bord, der eiserne Hinnerk, kurz "Hinnerk" genannt und seines Zeichens automatischer Steuermann, einsatzbereit.
Nachdem der 3 sm lange Hafenkanal von Delfzijl hinter uns liegt, setzte ich auf der Ems Groß und Genua. Der Wind weht schwach aus SE. Die Fahrt ist gemächlich, Hinnerk arbeitet gut. Auf der Ems sind viele Segel zu sehen. Nach 4 sm läßt der Wind noch mehr nach und dreht auf N. Das ist in etwa die Richtung in die ich möchte. Es hilft nichts, der 2. Helfer an Bord, Motor "Jockel" muß ran. Jockel ist ganz neu an Bord, es ist seine Jungfernfahrt. Er wurde erst im Herbst, als Ersatz für seinen Vorgänger, eingebaut. Die Genua rolle ich ein, das Groß bleibt stehen, vielleicht kommt ja wieder Wind. Natürlich ist auch der Motorkegel gesetzt. Der Wind kommt leider nicht zurück und Jockel sorgt für die nötige Fahrt im Boot.
Borkum Fischerbalje
 An der Fischerbalje hole ich das Groß ein und steuere den Yachthafen "Port Henry" an.  Beim anlegen ist wieder Seitenwind. Diesmal wird Finja gegen den eisernen Steg gedrückt, genau da, wo eine Lücke zwischen den Fendern ist. Die kleine Schramme läßt sich aber problemlos wegpolieren. Im Restaurant "Baalmann" melde ich Finja für den Liegeplatz an und mich fürs Abendessen. Auf dem Rückweg zum Boot treffe ich Michael, unseren Revierleiter vom DSV, und halte einen kleinen Klönschnack. Abends im Restaurant am Yachthafen esse ich Schnitzel "Bauernart", sehr groß und sehr lecker. Auch das Bier schmeckt.

Übers Watt nach Langeoog

Das Wetter ist gut und so lege ich morgens 2,5 Std. vor HW in Borkum ab. Ziel ist Norderney. Der Wind kommt zunächst schwach, später mäßig aus NE bis E. Es wird eine Motorfahrt.  Im Borkumer- Wattfahrtwasser habe ich auf dem Watthoch noch 10 cm Wasser unter dem Kiel und im Memmert-Wattfahrtwasser sogar 30 cm, das reicht. In der Memmertbalje weht der Wind dann mit Stärke 5 von vorn, da wird es ungemütlich naß. Kurz nach Mittag ist Norderney erreicht. Hier bleibe ich über Nacht.
Yachthafen Norderney

Auch am nächsten Tag ist der Wind immer noch ungünstig, NE-E, Stärke 4. Bis Baltrum sind es nur 10 sm, das mache ich unter Motor. Am Ostende von Norderney führt das Fahrwasser ganz nah an den Strand, dort liegen hunderte Seehunde im Sand und sonnen sich.
Seehunde am Ostende von Norderney
 Mittags bin ich da. Im kleinen Hafen  bekomme ich sogar noch einen Platz in einer Box, das ist selten hier auf Baltrum. Nach der Ankunft rufe ich die Motorenwerkstatt in Dornum an, denn Jockel braucht seinen ersten Ölwechsel und die von Hersteller vorgeschriebene Wartung. Alles geht klar, ich kann morgen nach Dornumersiel kommen, übermorgenfrüh wird die Arbeit dann erledigt.
Finja auf Baltrum
Baltrum ist die kleinste der Ostfriesischen Inseln. In ca. 3 Stunden kann man die Insel umwandern, man ist also "bald-rum". Baltrum ist autofrei, selbst fahrradfahren ist nur den Insulanern erlaubt, denn wenn die Gäste auch noch radfahren würden, befürchtet man das Verkehrs-Chaos. Transportiert wird hier alles entweder per Fahrrad mit Anhänger oder per Pferdefuhrwerk.
Nachmittags wandere ich durch die Dünen über die Insel. Zu Abend esse ich im "Seehund", da gibt es leckeren gebratenen grünen Hering.

Die "LKW" von Baltrum
Vor dem Übersetzen nach Dornumersiel bunkere ich morgens noch Lebensmittel auf Baltrum, denn in Dornumersiel liegt der Hafen weit ab vom Dorf. Im engen, verwinkelten und flachen Baltrumer-Wattfahrwasser fahre ich die 9 sm bis Dornumersiel vorsichtshalber unter Motor.  Der Hafen von Dornumersiel ist proppenvoll (fast alles Dauerlieger). Der Hafenmeister gibt mir einen günstigen Platz und hilft beim Verholen vom Meldesteiger zum Liegeplatz. Außer einem Fischimbiss und einem Campingplatz gibt es in Dornumersiel nicht viel zu sehen. Ein kleiner Spaziergang am Nachmittag und Bratfisch im Imbiss runden den Tag ab.
Wie vereinbart, steht am nächsten Morgen pünktlich um 10.30 Uhr Herr Wieben am Boot um die Wartung durchzuführen. Alles klappt gut und so kann ich um 13 Uhr, 1 Std. vor HW Dornumersiel verlassen und nach Langeoog übersetzen. In Hafen von Langeoog ist noch reichlich Platz und Joke,  der Hafenmeister, hilft mir beim Anlegen, da hier im Hafen eine kräftige Stömung läuft.
Die nächsten Tage werde ich auf Langeoog bleiben, denn es steht Pfingsten vor der Tür und übermorgen beginnt auf Helgoland die Nordsee-Woche und über Pfingsten ist zudem auf Spickeroog Regatta. Da sind die nächsten Häfen auf meiner Tour jetzt schon überfüllt. Für den Abend reserviere ich mir schon mal einen Platz in der Kajüte, dem Vereinlokal des Segelclubs. Die Kajüte ist sehr beliebt, da ihre Küche sehr gut ist und die Preise akzeptabel sind. Außerdem liegt das Inseldorf ca. 2,5 km vom Hafen entfernt und die Inselbahn fährt abends nicht mehr. Für Segler, die nicht selbst kochen wollen, ist die Kajüte die einzige Möglichkeit am Hafen abends einzukehren.

Kajüte am Yachthafen Langeoog
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